Hochgeachtetä Herr Zouftmeischter,

hochgschetztä Alt-Constaffelschriiber,

liebi Alt-Zouftschriiber vo dä Zürcher Zöift

 

Eigentli isch äs fascht zur Tradition worde, dass dä Georg Kramer ä paar luzidi und luschtigi Wort a Gmeinschaft vo dä Alt-Zouftschriiber richtet --- und ich bi sicher, dass är das au no wird tue. Will aber das Jahr Zouft Wollishofä hät dörfä d'Organisation vo dem Traditions-Event übernäh, hät s'Organisationskomittee entschiede, dass äs aabracht wäri, dass ich no öppis zum bsundere Verhältnis vo dä Zouft vo dä Schriiber und äm Belvoirpark chönti sägä.

Dä Hansruedi Schtrasser, dä amtierendi Schtatthalter und Alt-Schriiber vo dä Zouft Wollishofä hät das i dr Iiladig mit äm ehner trochenä Titel "Der Staatsschreiber im Hause Belvoirpark" aakündet.

 

Miini profundä Rechärchä zu dem Thema händ dänn aber au völlig überraschendi und nöii Ärkänntnis an Taag bracht:

 

Im gliichä Jaahr, 1819, also vor 193 Jaahr sind in Züri, gar nöd wiit wäg vonand, zwei bedüütendi Mannä uf d'Wält cho: dr Alfred Äscher und dä Gottfried Käller. Dr Alfred Äscher isch im Neuberg am Hirschägrabä und dr Gottfried Käller im Huus zum goldigä Winkel am Neumäärt uf d'Wält cho. Die beidä händ sich aber erscht vill schpöter kännä glehrt.

 

Dr Alfred Äscher isch i wohlhabendä Verhältnis uufgwachsä und hät ä sehr schteili politischi und wirtschaftlichi Karriärä gmacht. Dr Alfred Äscher isch scho mit 25gi Kantonsraat und Privatdozänt a dr Uni Züri gsii, mit 29gi Nationalraat, mit 35gi Nationalraatspräsidänt, är isch Mitbegründer vo dr ETH und vo dr Kreditaaschtalt gsi und är isch als grossä Fördärer vo dä Isäbaahne und als Ärbouer vom Gotthardtunnel i d’Gschicht iigangä. Dr Alfred Äscher isch 1831, zwölf jährig, da, i das Huus wo sin Vater bouä hät, iizogä und hät über 50 Jaahr im Belvoirpark gwohnt.

 

Ganz andersch isch d'Entwicklig vom Gottfried Käller verloffä: Am Gottfried Käller sin Vater, dä Ruedi Käller, isch Drechslermeischter gsi mit eignem Betriib, proteschtantisch, politisch aktiv und än guetä Redner. Är isch dänn aber scho 1824 im Alter vo nu 33gi a Lungätu-berkulosä gschtorbä. D'Mueter Käller hät dänn dä Betriib chönnä rettä und dä Gottfried Käller isch nach äm Wunsch vo sim Vater inä Schuel für armi Chind wo nach dä Methoodä vom Peschtalozzi choschtälos Schuel gä wordä isch.

 

Deet hät sich gli zeiget, dass dä Gottfried Käller ä bsunders Talänt gha hät sich schriibend und malend uuszdruckä. Dä Gottfried Käller isch dänn aber nach ärä Teilnaahm an ärä politischä Demonschtration zu Unrächt als Rädelsfüehrer identifiziert und vo dä Schuel uusgwisä wordä. Dä 15-jährig Gottfried Käller isch somit vomä wiiterä schuelischä Bildigswäg uusgschlossä wordä.

 

Dä Käller hät dänn z'erscht wellä Maler wärdä, hät dänn aber glii gmärkt, dass är siin Läbäsunderhalt besser als Dichter chönnti verdienä. Mit siinä erschtä Gedicht sind iiflussriichi tüütschi Professorä a dr Uni Züri, die sind bi öis scho damals überverträtä gsi, und Verleger uf dä Käller ufmerksam wordä. Zwei Professorä händ dänn d'Zürcher Regierig under äm Alfred Äscher chönnä däfur günnä am Käller äs Schtipändium zur Wiiterbildig in Heidelberg und zur Tätigkeit als freyä Schriftschteller in Berlin z'gewährä. Das hät am Käller villi Ärfahrigä und Kontakt bracht aber für dr Uufbou vonärä Schriftsteller-Exischtänz hät s'Gäld niened anä glanged und dä Käller isch 1855, 36-jährig, verschuldät und mit grossä Gäldsorgä i d'Schwiiz zrugg cho.

 

Während äm Käller siim 7-jährigä Uufenthalt in Tüütschland hät sich dä Schwiizer Bundesschtaat guet etabliert. Dä Käller isch in ä Heimet zrugg cho, wo wirtschaftlich und kulturell i vollem Uufschwung gsi isch. Dä Käller hät sich aktiv i dä Uufschwung iibracht und hät sich als Dichter, Schriftschteller und au als politischä Publizischt än Namä gmacht. Är hät a unzelligä Jaahresffiirä vo Schützä-, Sänger- und Turnvereinä aktiv teilgnoh und isch wiit umä als Fäschtdichter und au Fäschthüttä bekannt wordä.

 

Dä Käller hät als chliini, wortkargi und bärtigi Ärschiinig immer düütlich siini Meinig gseit und isch au immer bereit gsi siinerä Meinig, wänn die nöd akzeptiert wordä isch, mit siinä chreftigä Füüscht no meh Gwicht zgäh. Dä Käller hät i därä Ziit in Züri bi siinerä Mueter und Schwöschter gwohnt. Mit därä Situation isch är aber unzfriedä gsi und er hät sich dänn im Jahr 1861 um die bescht zahlti Beamtässchtell, die vom erschtä Staatsschriiber im Kanton Züri, beworbä.

 

Dä Käller isch vo dä Zürcher Regierig mit 5 gägä drey Schtimmä gwählt wordä, am Äscher siin Iifluss isch entscheidend gsi. Dä Käller hät dr Äscher bewundered. Wie dä als Millionärssohn so pflichtbewusst und fliissig hät chönnä schaffä, hät är nöd verschtandä.

Am erschtä Arbetstaag hät dä Käller nachemä grossä Fäscht und ämä grossä Ruusch verschlaafä und än Regierigsraat hät än müesä go weckä. Die nächschtä 15 Jaahr isch är aber üsserscht gwüssähaft und fliissig gsi und nach Meinig vom eidgenössischä Kanzler söll är dä pflichtbewussteschti und beschti vo allnä kantonalä Schtaatsschriiber gsi si.

Dä Gottfried Käller isch aber au als Schriftschteller immer bekannter wordä und immer meh händ jungi Schriftschteller-Aschpirantä am Käller Schriftprobä gschickt, um sich vom Meischter s'Talänt beschtätigä z'lah. Eim vo dene Nachwuchsschriiber hät dä Käller kurz und bündig gantwortet: "Ihr Schreibstil ist flüssig, ihr Werk hingegen überflüssig."

 

Wo dä Käller eines Nachts dur d'Zürcher Altschtadt gwankt isch, frögt är än Passant, ob är wüssi, wo dä Gottfried Käller wohni. Und dä seit: "Aber Härr Schtaatsschriiiber, dass sind sie doch sälber!" Und dä Käller seit: "Dass weiss ich au, dass ich dä Gottfried Käller bin, aber ich ha si nöd gfröged wär ich bin, sondern won ich wohnä."

 

Will am Äscher siini Frau früeh gschtorbä isch, isch siini Tochter Lydia die eigentlich Huushärrin vom Belvoirpark gsii. Sie hät für Ihrä Vater die grossä Iiladigä und Ässä organisiert und wo hüt mir öisäs Altschriiberässä gnüssed sind vor rund 125 Jaahr die massgebendä Lüüt vo Züri, vo dä ganzä Schwiiz und Europa ii- und uusgangä.

Au dr Gottfried Käller isch än hüüfigä und sehr gärn gsehnä Gascht im Belvoipark gsii und wie us dä grossä Zahl vo Brief zwüsched äm Käller und dr Lydia hervorgaht, isch dä Käller än väterlichä Fründ vo dr Lydia wordä. D'Briefwächsel zwüsched dä Lydia und äm Käller zeiged dä formelli, aber au humorvolli Schtiil i dä pärsönlichä Kommunikation, wo sich doch vo öiserä hütigä churzä Email-Kultur tüütlich underscheidet. Eis Biischpiil: Ich zitierä us ämä Brief vo dä Lydia an Käller us äm Jaahr 1882:

 

"Verehrter Herr und Freund! Erlauben Sie mir, Sie im Namen meines Vaters und meiner selbst auf nächsten Donnerstag en famille zu uns einzuladen. Fürchten Sie nicht, dass ich Ihnen im Hause meines Vaters eine Szene mache, wie letzthin auf dem neutralen Gebiete Ihres Musentempels. Ich bin alt genug, um meine Rolle als Mlle Alfred Escher zu kennen; et assez femme du monde pour savoir voiler mes pleures avec des sourires. Unsere Essenszeit ist halb sieben, hoffentlich kommen Sie aber vorher, um sich bei dem gewohnten Abendspaziergang durch den Garten zu beteiligen. Also auf baldiges Wiederse-hen, nicht wahr? Hochachtungsvoll ergeben, Ihre alte Freundin Lydia Escher."

 

Im gliichä Jahr,1882, isch dä Äscher gschtorbä, d’Lydia isch als Älleierbin die damals riichschti Schwiizerin wordä, sie hät dänn dä Sohn vom Bundesrat Wälti ghüratet, und hät nacherä filmriifä Gschicht nu zäh Jaar schpöter Sälbschtmord gmacht. Sie hät Ihres Aaawäsä und gsamti Vermögä wellä i d'Lydia Wälti-Äscher Schtifitig iibringä; dä Namä isch aber am Widerschtand vo s’Wältis gschiitäret, die händ nöd welle, dass sich d’Lüüt hetted chönä a die Affäärä "Äscher-Welti" ärinnärä und drum hät dänn die Schtiftig dä Name Gottfried Käller übercho.

 

Die Gottfried Käller Schtifitg hät dänn d'Lydia im September 1890 dr Eidgenossäschaft gschänkt. Dä Bund hät das Schtiftigsvermögä skandalöös schlächt verwaltet und hät bereits im Mai 1891 dä Belvoipark mit 41'000 Quadratmeter Land für 600tuusig Frankä a d’Schtadt Züri vill z'billig verchauft. Ab 1925 isch s’Belvoir an schwiizerische Wirteverband vermietet wordä und da druus isch die hütigi Fachschuel fürs Gaschtgwärb entschtandä und sit 1983 isch s'Belvoir d'Zouftschtubä vo dä Zouft Wollishofä.

 

So ergänd sich vor dem gschichtlichä Hindergrund und dene Zämmähäng folgendi 4 Ärkänntnis und ebeso wichtigä wie überraschendä Schlussfolgerigä:

 

  1. Dä Belvoirpark isch dank dä Härrä Äscher und Käller und dä Entscheidigä vo dä Tochter Lydia dä geischtig und physisch Geburtsort vo dä guetä Schriiber, und das sind ja hüt d'Zouftschriiber;
  2. Dä Gottfried Käller hät d'Fähigkeitä und d'Charaktereigäschaftä vom ärfolgriichä Schriiber vorgläbt: äs sind das näbäd guet chönnä schriibä au no Trinkfreudigkeit und Schtriitluscht. Das lüüchted au jedem ii: inerä Vorschteherschaft bruuchts bi jederä Entscheidig überzüügendi Wort, Trinkfreudigkeit für ä gueti Schtimmig und mängmal au hitzigi Usänandersetzigi bis zur Handgriiflichkeit;
  3. Ohni d’Schriiber gäbs kei gueti Entscheidigä und s'Zouftwäsä würdi schtillschtah und drum sind d’Schriiber im Zürcher Zouftwäsä die wichtigschtä Chargäträäger vo öisnä Zöift, und
  4. D'Zouft Wollishofä hät mit ihrem Entscheid, ihri Zouftschtubä in Belvoirpark z'verlege, d'Grundlaag gleit zur Uufdeckig vo denä Ärkänntnis und Schlussfolgerigä --- und drum si mir hüt z'Aabig da.

Und jetzt fröi ich mich mit Öi uf än wiiterhin fröhlichä Aabig. Ich nimmä miis Glas und im Sinn vom Gottfried Käller säg ich mit dä Wort vom Wilhlem Busch:

 

“Ein Trinkgefäss, sobald es leer, macht keine rechte Freude mehr.“