Bescheiden statt Extravagant

 

In der NZZ Nr. 118 vom 25. Mai wird aufgrund einer Studie der EMPA und der ETH gefolgert und empfohlen, dass die Bürger nicht zu extravagant sondern bescheiden leben sollten. Diese Empfehlung bezieht sich insbesondere auf den Energieverbrauch und dem damit ver-bundenen Ziel einer 2'000 Watt und 1 Tonne CO2 pro Kopf-Gesellschaft. Nun ist es leider so, dass sehr viele Annehmlichkeiten und Bedürfnisse des täglichen Lebens Energie, vor allem elektrische Energie, benötigen.

 

Wer heute die Pendler in der S-Bahn beobachtet, stellt fest, dass weit über 50% der Leute mit einem Handy oder Tablet beschäftigt sind, welche alle nur dank gespeicherter elektrischer Energie funktionieren. Diese Geräte werden zwar laufend effizienter und natürlich wäre es auch bereichernd, wenn die heutige elektronische Mitteilungsbedürftigkeit wieder etwas mehr dem Mensch zu Mensch Gespräch weichen könnte. Aber bleiben wir realistisch, der Energieverbrauch wird weiterhin steigen, weil der Mensch nicht zu extravagant aber auch nicht zu bescheiden leben will.

 

Das Streben nach einem glücklichen Leben, wie es die Amerikaner schon 1774 in ihrer Unabhängigkeitserklärung als "pursuit of happiness" verankert haben, ist auch für jeden Bürger dieses Landes ein erstrebenswertes Ziel. Dieses Ziel beinhaltet aber auch den Konsum und Genuss vieler Güter und Dienstleistungen, die energieintensiv sind. Eine gute Flasche Wein kann am besten bei einer konstanten Temperatur um die 13 Grad gelagert werden. Wie soll das ohne Klimaanlage erreicht werden?

 

Sicher brauchen wir mehr Energieeffizienz aber wir brauchen auch die individuelle Freiheit, energieintensive Produkte und Dienstleistungen geniessen zu dürfen. Es steigt die Zuversicht, dass dank neuer und verbesserter Technik die 2'000 Watt/1 Tonne CO2-Gesellschaft bald einmal als obsoletes Ziel ad acta gelegt werden kann.

Jürg Dangel, Küsnacht